Ich bin gerade auf Zakynthos. Ich habe mich auf die griechische Insel zurückgezogen, um endlich mal wieder kreativ zu sein. Zum Beispiel, um weiter meinen 400 Seiten langen Roman (besser gesagt: „Cyber-Thriller“) zu überarbeiten. Oder auch: Um neue Ideen für meine literarischen Werke zu sammeln und zu beginnen, diese Step by Step umzusetzen. Und: Um neue Herangehensweisen zu erfahren, wie man mit Sprache arbeiten kann. Aus diesem Grund wollte ich bei der Sommerakademie den Kurs „Schreiben“ besuchen. Jede Woche kommt hier ein Literatur-Schwergewicht, um seine Herangehensweise an Sprache, Literatur und Schreiben zu vermitteln. Und ich nenne den Literaten jetzt absichtlich nicht beim Namen, weil er für diese Geschichte nicht wichtig ist.
Tipps
Der „Short Story“-Kurs von Ana Znidar vor zwei Jahren hat mir etwa nicht nur sehr dabei geholfen, das Handwerk von Kurzgeschichten zu erfahren, sondern mich auch gelehrt, wie man persönliche Befindlichkeiten (-> „heute bin ich nicht kreativ, da kann ich es ja gleich lassen“) Beseite schieben kann und trotzdem was weiterbringt. (Tipp: zuerst 15 Minuten alles, was einen belastet, von der Seele schreiben). Das hat mir beim Schreiben meines Romans immens geholfen.
Soweit, sogut. Nun hat also gestern der Kurs „Die Magie des Schreibens“ begonnen. Mit einem Klospruch. Unser diesjähriger Schreiblehrer ist ein Poet und Lyriker. Er hat uns erzählt, wie ihn der Spruch „Ich bin blauer als Jörg Haider“, den er eines Tages in einem Wirtshaus an der Rückseite der Toilette, gefunden hatte, beeindruckt hat. Das ist legitim. Es sorgte für Lacher. Es war ein guter Einstieg.
Erlebnis
Danach folgte eine Vorstellungsrunde und eine jeder erzählte, was er so machte. Ich erzählte von meinem Roman. 400 Seiten. Fertig. Pfuh. Und ich will weiterschreiben. Wenig später meinte daraufhin eine Teilnehmerin: „Der Klospruch. Das ist für mich Literatur. Das kann ein Roman niemals sein. Diese wenigen Worte berühren mich mehr, als es ein Roman je kann.“ Sie sah mich dabei direkt an.
Für mich ist das ok, dass sie so empfindet. Aber warum – zur Hölle – musste sie diese Empfindung mit der Gruppe teilen? Warum hat sie dieses Gefühl nicht einfach für sich behalten können? Ich fühlte mich danach richtig schlecht. In mir bäumte sich Widerstand auf. Alles in mir war dabei, sich dieser Aussage zu widersetzen. Ja weiß sie denn nicht, was ein Autor eigentlich durchmacht, beim Schreiben eines Romans? Wie er mit den Figuren mitleidet? Kruzifix! Wie sehr habe ich mich geärgert. Aber die Krönung war dann, als der Literaturlehrer gesagt hat, ob ich darauf was sagen will. Ich wollte nicht.
Essenz
Gelernt habe ich trotzdem etwas:
1. Manchmal sind weniger Worte mehr. Als Stilelement kann man das durchaus auch in – längeren – Romanen einsetzen.
2. Die bildhafte Sprache von Metaphern ist mächtig. Auch damit kann man durchaus auch in – längeren Texten herumspielen.
In diesem Sinne: Schreiben ist wie ein Blatt im Wind. Manchmal dreht es sich in eine andere Richtung als man denkt.